20 Jahre Dolmetscherdienst

Pressemitteilung

11.12.18

20 Jahre Dolmetscherdienst im Internationalen Frauen- und Familienzentrum Heidelberg e.V.

Bereits seit 1998 existiert ein interner Dolmetscherdienst im Internationalen Frauen- und Familienzentrum Heidelberg e.V., der eine angemessene Beratungsqualität auch für diejenigen Rat suchenden Frauen und Familien sichert, die noch zu wenig oder gar kein Deutsch sprechen. Am 23.11.2018 wurde nun das zwanzigjährige Bestehen in einer kleinen Runde mit Vereinsmitgliedern, Dolmetscherinnen, Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle und einigen geladenen Gästen gefeiert.

Das IFZ ist als anerkannte Beratungsstelle für Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatung sowie für Ehe-Familien- und Lebensberatung seit 1991 in Heidelberg aktiv, mit dem besonderen Schwerpunkt der Beratung von Frauen, Mädchen und Familien mit Migrationshintergrund.

Der Dolmetscherdienst deckt derzeit mehr als 20 Sprachen ab. Er besteht überwiegend aus Laiendolmetscherinnen, die als Ressource ihre Muttersprache und gute Deutschkenntnisse mitbringen, und die vom IFZ für das Dolmetschen in Beratungssituationen ausgebildet werden.

Die Mitarbeiterinnen des IFZ hatten schon früh erkannt, dass es für eine gelungene Beratung in existentiell schwierigen Situationen nicht zielführend ist, sich auf die Kommunikation mit Händen und Füßen oder auf die Übersetzung durch zufällig mitgekommene Familienangehörige oder Freunde zu verlassen. Vielmehr war ihnen klar, dass es notwendig ist, eine neutrale Person als Sprachmittler einsetzen zu können, die ohne Vermischung mit eigenen Ideen Wort für Wort den Dialog zwischen Beraterin und Klientin dolmetscht und damit ein Beratungsgespräch auf fachlich hohem Niveau zu ermöglichen.  Zusammen mit einer Profi-Dolmetscherin am EU-Parlament, Salomé Vitoria, machte sich Sara Gaviglio, heute geschäftsführende Mitarbeiterin und verantwortlich für die Koordination und Ausbildung der Dolmetscherinnen,  1998 an die Arbeit. Sie entwickelten ein Konzept und begannen, die ersten Dolmetscherinnen zu rekrutieren und auf ihren Einsatz vorzubereiten.

Seit zehn Jahren ist die professionelle Dolmetscherin (Russisch, Englisch) Nicola Fischer dabei und vermittelt neuen Mitgliedern grundlegende Techniken des Dolmetschens, wie z.B. das wörtliche Übersetzen aller Äußerungen, ohne eigene Zusammenfassungen, Ergänzungen oder Wertungen sowie wichtige Verhaltensregeln, etwa dass Beraterin und Klientin sich gegenseitig ansprechen und anschauen. Denn auch für die Beratungspersonen will das Arbeiten mit Dolmetschern gelernt sein, es erfordert Disziplin beim Sprechen (kurze und überschaubare Sätze bilden; Pausen machen) und Aufmerksamkeit nicht nur für die Klientin, auch für die Dolmetscherin. Vor- und Nachgespräch mit der Dolmetscherin gehören ebenfalls zum Ablauf, um etwa bei belastenden Inhalten der Beratung eine Entlastungsmöglichkeit zu schaffen oder um mögliche Missverständnisse zu klären. Fischer ist mittlerweile zur Spezialistin für den Bereich „Community Interpreting“ geworden und ist „Vorstandsreferentin Community Interpreting“ im BDÜ Landesverband Baden-Württemberg.  Für sie ist der Dolmetscherdienst im IFZ Pionierarbeit, die auch heutzutage in jeder Hinsicht als Best-Practice-Modell durchgeht.

Aus der guten Idee im Jahr 1998 ist im Laufe der Zeit eine stabile Säule der Beratungsarbeit geworden, die derzeit durch Zuwendungen des  Sozialministeriums  Baden-Württemberg sowie des Amtes für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg finanziert wird. Am diesjährigen Schulungs-Workshop für neue Dolmetscherinnen, der am 16.11. stattfand, waren mehrere Beraterinnen des IFZ beteiligt und stellten ihre Erfahrung und ihr Wissen zur Verfügung.

Seit dem Zuzug vieler Flüchtlinge ab 2015 sind vermehrt Initiativen zur Gründung neuer Dolmetscherdienste, Kulturmittlerpools etc. entstanden, die zum Teil ähnliche Ziele verfolgen. Im IFZ wurde dieser Bedarf schon viel früher erkannt – und eine pragmatische Lösung im Kleinen geschaffen, die zu zahlreichen gelungenen Beratungen verholfen hat. Tendenz steigend :  wurden in den Jahren von 2012 bis 2015 bis zu 90 Gespräche pro Jahr gedolmetscht, so war es 2017 die Rekordzahl von 200 Beratungen mit Dolmetscherin, die zeigt, wie notwendig ein solcher Dienst ist, um Frauen und Familien in schwierigen Lebenslagen verstehen und ihnen weiterhelfen zu können.

( Andrea Dondelinger)


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